Same same, but different – weshalb nicht alle das Gleiche möchten

Der Großteil der Gesellschaft ist (in allen Fachgebieten) auch 2021 mit Themen rund um Digitalität nicht ausreichend vertraut und betrachtet die Entwicklungen in diesem Bereich aus einer Außenperspektive. Aus diesem Blickwinkel entsteht immer häufiger der Eindruck, dass alle, die sich für Digitalität in der Bildung einsetzen, die gleichen unterstützenswerten Ziele haben und die gleichen Werte teilen. Doch dieser Eindruck täuscht. Neben dem gemeinsamen Wunsch nach Veränderung liegen erhebliche Unterschiede in den Bereichen der Ziele, der Werte und Normen, der legitimen Methoden und der fachlichen Expertise vor. Dass diese Unterschiede im öffentlichen Diskurs oft nicht wahrgenommen werden, führt zu (bildungs)politischen und gesellschaftlichen Problemen.

Das Gleiche

Der Konsens, der zwischen unterschiedlichen Akteur:innen im Bildungsdiskurs besteht, hat eine minimale Basis: die Ablehnung des Status quo und den Wunsch nach Veränderung – unter Einbezug digitaler Medien und Technologie. Doch diese gemeinsame Basis wird sofort verlassen, wenn man sich auf ein neues, konkretes und streitbares Bild verständigen muss. Jöran Muuß-Merholz erklärte mir vor kurzem in einem Gespräch (das diesen Abschnitt wesentlich prägt), dass er das an Begriffen festgemacht. Es gibt viele Leitbegriffe, wie Bildung für das 21. Jahrhundert oder zeitgemäße Bildung, die sich inhaltlich darüber definieren, einen anderen Zustand als zuvor erreichen zu wollen.

Dieses Phänomen, Ablehnung als Konsens, gibt es auch nicht nur in der Bildung, sondern findet sich in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Wenn es an die Formulierung geht, wie wir es denn haben wollen, unterschied Jöran allgemeine Zielformulierungen von konkreten. Lernende in den Mittelpunkt zu stellen, Mündigkeit, Freiräume zu schaffen oder junge Menschen besser auf die Zukunft vorzubereiten, sind Aussagen, denen kein Mensch widersprechen würde. Wenn es aber um konkrete Veränderungen von Strukturen und Prozessen geht, wie z.B. die Auflösung von Fächern, ein gewandeltes Rollenbild von Lehrer:innen, ernsthafte Beteiligung von Schüler:innen oder die Abschaffung von Noten, gehen die Meinungen stark auseinander.

(Vor etwa vier Jahren beschloss ich, zukünftig zeitgemäße Bildung statt den damals populären Begriff Digitale Bildung zu verwenden. Rückblickend ist mir nun klar, weshalb ich damals dafür zuerst viel Gegenwind erntete, aber langfristig immer mehr Zustimmung erhielt. Die Punkte, mit denen ich die Begriffswahl in einem späteren Beitrag begründete, stehen eben für Ablehnung des Bisherigen und für allgemeine Ziele. Wer will schon eine unzeitgemäße Bildung? Über die Jahre hat der Scheinkonsens zeitgemäße Bildung zu einem Buzzword verkommen lassen, hinter dem die unterschiedlichsten Dinge subsumiert werden oder gar nichts, weil er wie ein Aufkleber verwendet wird.)

Werte und Ziele

Viele Menschen handhaben Digitalität wie Essen lange Zeit. Sie wird konsumiert, die Zusammensetzung, Prozesse und glokalen (global + kommunal) Zusammenhänge sind unbekannt oder uninteressant, weil alles am besten schnell gehen und günstig sein muss. Da sich die Erkenntnis, dass Essen mehr als Nahrungsaufnahme ist und aus ökologischer und ökonomischer Sicht gesellschaftlich kritische Voraussetzungen schafft, seit Jahren immer stärker durchsetzt, hoffe ich, dass die gleiche Einsicht zunehmend auch bei Digitalität erreicht werden kann. Für welche Werte wir einstehen und Ziele wir anstreben, spielt eine wesentliche Rolle, wenn es um konkrete Maßnahmen geht. 

Die Kultur der Digitalität ermöglicht ein freieres, gerechteres und solidarischeres Zusammenleben, aber auch ein überwachteres, undemokratischeres und ausbeutenderes. Im Bildungsbereich gibt es hier viele unterschiedliche Strömungen, die teilweise entgegensetzt zueinander stehen. Eine Gruppierung setzt sich z.B. für einen offenen Zugang zu Informationen, freie Lizenzen und eine gerechtere Bildung ein, lebt eine Kultur des Teilens und sammelt sich u.a. unter den Begriffen wie Open Access oder OER. Andere haben vor Jahren verstanden, dass auch der Bildungsmarkt beim Thema Digitalität steigende wirtschaftliche Möglichkeiten bietet und haben Geschäftsmodelle entwickelt, um von den Defiziten eines überholten Bildungssystems zu profitieren.

Auch an Veranstaltungen lässt sich erkennen, welche Werte und Ziele verfolgt werden. Auf der einen Seite gibt es offene, partizipative Formate, wie Barcamps, die von einer Community gestaltet werden und ihrer Beteiligung leben und die diese Kultur weit über die Veranstaltung hinaus verbreitet. Dem entgegengesetzt werden intransparente und hierarchisch geprägte Hochglanz-Events organisiert, die sich mit bedeutenden Namen schmücken und auf Pressewirksamkeit und Aufmerksamkeit setzen. 

Expert:innen

Vor einigen Tagen postete ich in sozialen Netzwerken eine dreistufige Anleitung, wie Personen auf einfache Weise zu Expert:innen bzw. als solche wahrgenommen werden können: 

1.) Erstelle eine Präsentation mit Slides, auf den jeweils KI, Algorithmen, Bitcoins, Daten, 4K, Transformation, AR, VR und Cyber steht.

2.) Suche diese Begriffe bei Twitter, wähle die Tweets mit den meisten Likes und lerne sie auswendig.

3.) Fertig. Expert:in für über 90% der Menschen.

Das war nur teilweise ein Scherz, weil viele Beiträge, die ich in den letzten Jahren erleben durfte, eine Vermutung und Rückschlüsse zulassen, dass einige Personen auf eine zumindest ähnliche Weise vorgehen. Auch die nächsten vier Schritte und Empfehlungen, die ich zwei Tage danach ergänzte, entspringen diesen Erfahrungen: 

1.) Erstelle eine eigene Website.

2.) Suche nach Beiträgen zu Themen rund um Digitalität, die viel geteilt und geliket wurden.

3.) Schreibe sie (mit Buzzwords) erneut, in eigenen Worten: Personal Branding.

4.) Fertig. Super-Expert:in für über 120% der Menschen.

So amüsant das auf den ersten Blick auch klingen mag, ist es gar nicht. Die Orientierung und Differenzierung bezüglich tatsächlich vorliegender Expertisen wird durch fehlende Referentialität (für ein Personal Branding) und den Missbrauch der Kultur des Teilens erschwert. Die Anzahl derer, die wegen Bildung und Digitalität den Weg ins Netz suchen und finden, um sich darüber zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen, steigt jährlich. Damit steigt auch die Zahl derer, die nicht mehr den Ursprung von Gedanken und Texten kennen und eine vermeintliche Expertise anerkennen und reproduzieren. 

Schicke und wirkungsträchtige Websites kann man heute schnell und einfach erstellen (lassen). Und selbst wenn ursprüngliche Quellen genannt und verlinkt werden, kann allein durch die vermeintliche Akquise (auch hierfür kann jede Person, ohne großen Aufwand, populäre Themen und Beiträge im Netz ausfindig machen) und Sammlung für viele Menschen der Expert:innen-Anschein erweckt werden. So wird in einer Kultur der Digitalität aus einem Kleider machen Leute ein Webseiten machen Leute.

(Was Expertise rund um Digitalität bedeutet, ist an sich ein sehr komplexes und kontrovers diskutiertes Thema. Abonnentenzahlen, Follower und Klicks sind keine qualitativen Kriterien. Auch wenn die Orientierung daran seit Jahren im Journalismus, in der Politik oder anderen Bereichen zu beobachten ist. Dass Personen nicht am Diskurs im Netz teilnehmen oder ihnen nicht kennen, ist ein zuverlässiger Indikator, dass in ihrer bisherige Fachexpertise der sich wandelnde kulturelle Rahmen unbekannt ist und nicht berücksichtigt wird. Andersherum ist im Netz zu sein (und z.B. das Twitterlehrerzimmer und was dort geteilt wird, zu kennen), nicht zwangsläufig ein Beleg für eine Expertise.)

Folgen

Der bereits beschriebene Scheinkonsens, alle wollen das Gleiche, und die erschwerte Orientierung bei der Expertise sind der Nährboden für Digitalwashing. So können diverse Interessen auch erfolgreich digital ein- und verkleidet werden, ohne dass sie der große Teil des Publikums als das erkennt, was sie oft sind: Nämlich Initiativen, die weder gesellschaftliche Veränderungen anstoßen noch ermöglichen – im Gegenteil. Die daraus resultierenden Folgen können für Politik und Gesellschaft schwerwiegend sein, wenn beispielsweise notwendige Veränderungen hinausgezögert, gehemmt oder sogar verhindert werden. Diesen Gedanken möchte ich auch an ein paar Beispielen etwas ausführen.

Es gibt kein effektiveres, effizienteres und (presse)wirksameres Digitalwashing als Wettbewerbe. Man verleiht anderen eine Auszeichnung (in der Regel ist Aufmerksamkeit der Preis), sich selbst Deutungshoheit (und scheinbare Expertise) und erzeugt nach außen den Eindruck, etwas bewegt zu haben. Wenn man besonders geschickt ist, werden die Aktionen als Ehrenamt oder gesellschaftliches Engagement sprachlich gerahmt. Das schafft eine allgemeine Anerkennung, Solidarität und wirkt gleichzeitig auch präventiv gegenüber Kritiker:innen, weil (vermeintliches) Ehrenamt vielleicht ein Ziel verfehlen kann, aber gute Absichten der Antrieb sind und Kritik moralisch verwerflich erscheinen lässt.

Auch die oben angeführten Hochglanz-Veranstaltungen sind ein beliebtes Element von Digitalwashing, weil mit möglichst geringem Aufwand maximale Effekte erreicht werden können. Die vor wenigen Monaten gestartete Initiative Digitale Bildung der Bundesregierung ist ein Paradebeispiel für viele in diesem Beitrag aufgeführten Punkte. Exemplarisch möchte ich das an der Hochglanz-Veranstaltung am 27. April aufzeigen. Der Begriff Kulturwandel, der eine wie weiter oben beschriebene allgemeine Zielformulierung darstellt, wurde (als populär im Netz identifiziert und) prominent als Buzzword gewählt, um der Veranstaltung einen innovativen Anstrich zu verleihen.

Nichts, weder an der Veranstaltung noch an der Initiative, deutet auf einen Kulturwandel hin. Es herrschen viel Intransparenz auf verschiedenen Ebenen, hierarchische Exklusivität und schon lange fehlen Ansätze nötiger struktureller Veränderungen. Auch die Auswahl der Expert:innen passt in das Bild, das in diesem Beitrag skizziert wurde. So landete Lehrer Schmidt als Experte auf dem Podium, dessen Expertise darin besteht, Erklärvideos bei YouTube hochzuladen und knapp eine Million Abonnenten zu haben. Wer immer noch denkt, dass solche Beiträge auch nur ansatzweise etwas mit Innovation oder erstrebenswerten Lernen zu tun haben, dem empfehle ich Axel Krommers Text zur Schule als chinesischem Zimmer

Ein weiteres Beispiel ist Anika Buche, deren Expertise sich mir bis heute nicht erschließt, die aber ihr (gerne als “ehrenamtlich” geframtes) Projekt EduSense (eine Website, die Content von anderen sammelt und “kostenlos” zur Verfügung stellt) vorstellen durfte, das mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert. Philippe Wampfler hat hier einige zusammengetragen und an EduSense gerichtet. Der aktuelle Stand ist, dass ein Sharepic gepostet wurde, auf dem steht, dass ihnen Transparenz wichtig sei. Die Fragen wurden aber immer noch nicht beantwortet. (Um ein Beispiel für authentisches Ehrenamt zu liefern: Die ZUM. Hier setzen sich seit über 20 Jahren viele Menschen für eine offene Lernkultur ein.) 

Die Werte und Ziele, die durch diese ausgewählte Runde dominant vertreten und kommuniziert wurden, waren nicht die einer offenen und bildungsgerechten Kultur, sondern kommerzieller Interessen. So wurde darüber gesprochen, dass Lehrer Schmidt Arbeitsblätter zu seinen Erklärvideos verkauft, man bei Sofatutor Nachhilfe erhalten und bezahlen kann und wie Finanzmodelle für Schulbuchverlage aussehen könnten. Dass OER, zu dem die Bundesregierung aktuell eine Strategie entwirft, mit keinem Wort in der Veranstaltung “Kulturwandel digitales Lernen” erwähnt wurde, war eine klare Botschaft. So wundert es auch nicht, dass vor wenigen Tagen 15 bekannte Bildungsanbieter gemeinsam in einem offenen Brief an das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Kultusministerkonferenz ihre Unterstützung und Zusammenarbeit beim milliardenschweren “Corona-Aufholpaket” angeboten haben.

Es geht nicht darum, dass Leute im Bildungsbereich kein Geld verdienen können sollen oder dass das verwerflich wäre. Vom Staat sollte man aber erwarten können, dass beim Thema Bildung staatliche Gelder in Strukturen, Prozesse fließen (müssen), die nicht kommerzielle Interessen in den Mittelpunkt stellen, sondern die der Lernenden verfolgen. Am besten in Angebote, die eine zeitgemäße und gerechte Bildung ermöglichen und nicht in die, die von Defiziten des Bildungssystems profitieren. Das Dilemma selbst der Politik, die ernsthaft etwas verändern möchte, ist auch, dass wie in allen anderen Bereichen, wenig bis keine Expertise bei digitalen Themen vorliegt und sie sich auf Einordnungen von Expert:innen verlassen müssen. 

So kommt es zu problematischen Entwicklungen in diesem Wettkampf um unterschiedliche und teilweise intransparente Interessen. Wer den Zugang zu den Entscheidungsebenen erhält, ist dabei eine zentrale Frage, deren Antwort über Werte und Ziele bestimmt. Ein letztes, konkretes Beispiel ist Max Maendler, der als Gründer von Lehrermarktplatz bei der Konsultation der OER-Strategie der Bundesregierung (bei der es auch um hohe Summen und Fördertöpfe geht) auch mit am Tisch saß und auf sein (Geschäfts-)Modell verwies, das nicht nur das Gegenteil von OER darstellt, sondern auch dieser Kultur entgegenwirkt.

Die Selbstinszenierung von Macher:innen, die sich mit vermeintlichen Erfolgsstories, wie z.B. dem Hackathon #WirFürSchule** schmücken und die Bildung retten werden, scheint zunehmend auf fruchtbaren Boden zu fallen. So wurde nun auch aus diesem Kreise der Zukunftsrat gegründet, der seine Ergebnisse der Kultusministerkonferenz präsentieren, die diese wiederum am besten in Gesetze gießen soll. (Ich wüsste übrigens nicht, was im ebenfalls geplanten „nationalen Curriculum“ stehen könnte, was nicht schon gesagt oder aufgeschrieben wurde. Allein im KMK-Papier »Bildung in der digitalen Welt« von 2016; wozu demnächst eine Ergänzung erscheinen wird.)

Wie werden welche Ziele im Bildungsbereich in einer Kultur der Digitalität angestrebt, erreicht, gehemmt oder verhindert? Dieser Beitrag soll auch denen, die mit der Materie nicht so vertraut sind, eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Fragen erleichtern. Am Ende bleibt der Wunsch an die unterschiedlichen Entscheidungsebenen (von der Politik, über den Journalismus bis hin zur Verwaltung), sich zu befähigen, eine differenzierte Betrachtung und Einordnung der Akteure erzielen zu können. Mein Engagement verstehe ich verstärkt in dem Punkt u.a. darin, die Unterschiede deutlicher und transparenter zu kommunizieren.

Silver Linings

Falls Personen, die die Herausforderungen der Digitalen Transformation angehen und eine Kultur der Digitalität ermöglichen möchten, bis hierhin gelesen haben und sich nun fragen, was sie denn Konkretes tun können, um im Bildungsbereich nötige Veränderungen zu begünstigen und zu ermöglichen, schließe ich mit drei konkreten Empfehlungen ab:

Kommunale Netzwerke stärken

Kommunale Räume für Vernetzung und Austausch zu schaffen, ist eine der größten Notwendigkeiten, die gleichzeitig auch enorme Potenziale birgt, wenn es darum geht die komplexen Probleme unserer Zeit zu lösen. In diesem Beitrag führe ich die Idee etwas genauer aus und beschreibe auch wie und welche Veranstaltungen in diesem Kontext durchgeführt werden sollten.

In strukturelle Veränderungen investieren

Ohne grundlegende Veränderungen von Strukturen, die erst wirksame und nachhaltige Prozesse ermöglichen, bleibt alles nur Kosmetik und Strohfeuer. Deshalb ist jedes Engagement in diese Richtung gut investiert. Auch wenn diese Arbeit meist undankbar, langwierig und zäh ist. Es hilft deshalb sehr, hier stabile Netzwerke zu schaffen, die langfristig und genau gemeinsam daran arbeiten. 

Kultur des Teilens leben

Die Kultur des Teilens, die ich im Netz kennengelernt habe, hat meine Denk- und Arbeitsweise grundlegend (auch qualitativ) verändert. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit ist hoch und der Preis dafür, dass Offenheit und Vertrauen (auf Referentialität) ab und zu missbraucht werden, gering.

**Persönliche Einordnung: Max Maendler und Verena Pausder erfassten und nutzten mit #WirFürSchule 2020 das Momentum, die Aufbruchsstimmung zu Beginn der Pandemie und die Hoffnung, dass jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen sei, bei digitalen Themen endlich Fortschritte zu erreichen. Gleichzeitig kam dem Projekt auch die Bereitschaft und Solidarität vieler entgegen, die sich einbringen und helfen wollten. So haben sich viele seit Jahren engagierte Menschen daran beteiligt. Der Hackathon hat keine Community (wie z.B. EduCamps) geschaffen, sondern eine bestehende Netz-Community für sich gewinnen können. Es war auch kein klassischer Hackathon, weil Personen auch mit bereits fertigen Produkten teilnahmen und diese dort bewarben. 

Ich war als Pate für das Themenfeld Soziale Gerechtigkeit mit dabei. (Man findet mich namentlich nicht auf der Website, weil ich dort weder als Pate erscheinen noch als Juror agieren wollte, sondern nur einer Bekannten helfen, der ich zuvor meine Unterstützung zusagte, bevor ich wusste, dass es um dieses Projekt geht.) Weil viele wesentliche Fragen (allein für Pat:innen), die eine zentrale Arbeit erledigen mussten, von Beginn an im Raum standen und sogar bis zum Veranstaltungsbeginn ungeklärt blieben, hatte ich nicht den Eindruck, dass es darum ging, erfolgreiche, wirksame und nachhaltige Prozesse zu erzielen.

Gleichzeitig wurde im Slack-Kanal, über den alles Organisatorische lief, immer wieder begeistert kommuniziert und gefeiert, welche Zeitung über das Projekt berichtete oder bedeutende Person für das Projekt als Schirmherrin gewonnen werden konnte. Auch die Methoden, die eingesetzt wurden, um das Potential sozialer Netzwerke auszuschöpfen, haben mich irritiert. Das hinterließ zusätzlich zu den offenen Fragen bei mir den Eindruck, dass die angestrebte Außenwirkung, dieses Projekt sei groß, bedeutend und erfolgreich, wichtiger als die eigentlich kommunizierten Ziele waren. Aus meiner Sicht wurden hier viele instrumentalisiert, damit sich Max Maendler und Verena Pausder als erfolgreiche Macher:innen präsentieren können. Um es kurz auf den Punkt zu bringen, was

#WirFürSchule meiner Meinung nicht war:

1.) Wir

2.) für Schule

6 Comments

  1. Guter Beitrag. In meinen Augen ist die Situation sogar noch absurder.

    Dem gegenüber sollte man aber auch bedenken: vermutlich 90% der LehrerInnen wissen nicht einmal von dem Hackaton, kennen demnach weder die Vertreter noch die vermeintlich erfolgreichen Projekte. Ebenso kennen sie die vielen Teacher-Youtuber nicht und Sofatutor ist für sie eine Couchlandschaft bei Möbel XXL. Die Experten-Podcasts drehen sich um sich selbst. Die Hochglanzveranstaltungen sind ein Wanderzirkus mit immer den gleichen (Selbst-) Darstellern. Immerhin mit etwas mehr neuen Besuchern. Und jene Neuankömmlinge im twitterlehrerzimmer sind Austin Powers „Minimis“ derer Kollegen, welche mehr Follower haben. Und auf einmal werden Apps wie der BookCreator wieder hip. Und warum? Weil der ganze Quark immer noch neu ist für 90% der Lehrenden. Kurzum: Willkommen in der Bubble.
    Worüber regst du dich auf?
    🤷‍♂️

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    1. Es geht in dem Beitrag nicht darum, was 90% der Lehrkräfte (davon) mitbekommen, sondern an welche Stelle wie Entscheidungen getroffen werden die 100% betreffen. Versuche dazu die Zusammenhänge und Folgen aufzuzeigen.

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  2. Ich lese hier viel Kränkung raus. Bei dir selbst verwechselst du Qualität mit Followerzahl und wärst eben gerne als nachdenklicher Gesprächspartner gesessen, wo stattdessen Lehrer Schmidt und Co. saßen. So what?

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      1. Dann beziehe ich mich jetzt mal auf ein Beispiel: die Erklärvideos. Belegfrei haust du raus, Erklärvideos haben nichts mit erstrebenswertem Lernen zu tun. Dass das vielleicht von einem AOR auch so gesehen wird, ist dann die einzige Quelle. Wissenschaftler (z.B. Prof Spannagel) oder Praktiker (z.B. Sebastian Schmidt), die zu anderen Schlüssen kommen, sind dir keine Erwähnung wert. Dass ein Flipped-Classroom-Szenario z.B. mit aktivem Plenum didaktisch wertvoll sein kann, kommt dir nicht in den Sinn.
        Und konkret: die ständigen Rufe nach „alles muss anders werden“ schaden nach meiner Meinung der Schule massiv. Jede Initiative wird als „Palliativ“ verunglimpft und damit diskreditiert. Ein System, dass mit der Einführung der GMS, der Gründung von ZSL und IBBW viele viele Ressourcen und Energie gefressen hat, braucht auch mal Ruhe. Auf einer Metaebene zu schweben, sich jeder Kritik zu entziehen, alle Macher zu verunglimpfen und flache Kalenderblattsprüche rauszuhauen, befriedigt vielleicht die Follower, bringt aber keine Veränderung und Entwicklung.

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        1. Das ist ein Blogbeitrag (und kein Buch), der sich mit einem (politischen und gesellschaftlichen) Problem auseinandersetzt. Erklärvideos oder Lehrer Schmidt spielen darin die geringste Rolle. Es ist auch nicht so, dass Axel Krommer allein mit seiner Einordnung, die ich verlinkt habe, dasteht. (Was genau belegt, dass diese Einordnung so nicht stimmt, würde ich gerne lesen, um auf dein „belegfrei“ zurückzukommen.) Diese teilen sehr viele Personen aus der Praxis und Hochschulen, um bei deinem Beispiel zu bleiben. Auf Sebastian Schmidt und Flipped Classroom bin ich bereits vor vier Jahren mit einem Blogbeitrag eingegangen, in dem ich auch auf Christian Spannagel verweise. Meine Befürchtung der Projektion belegst du mit deinem Kommentar. Deine (anonymen) Kommentare und meine Antworten (mit Klarnamen) darauf belegen auch, dass ich mich keiner Kritik entziehen, wie du behauptest. Neben deinen persönlichen Angriffen und wenig Sympathie für Axel Krommer, lese ich auch, dass du mehr Ruhe im System wünschst. Dass ich das nicht wünsche, scheint dich zu motivieren, mir hier zu schreiben. Ja, es gab in Baden-Württemberg manche strukturellen Veränderungen mit der Einführung der GMSen und der Gründung des ZSL und dem IBBW. Teile auch deine Einschätzung, dass das viel Ressourcen und Energie gekostet hat und denke, dass es das weiterhin wird. Kann auch verstehen, dass das manchen Menschen zu viel Veränderungen sind. Trotzdem bleiben die Argumente, weshalb grundlegende Veränderungen notwendig sind, weiter im Raum (be)stehen. Wenn es dir jetzt noch gelinge sollte, dich nicht mehr an mir persönlich abzuarbeiten und mir z.B. zu unterstellen, dass ich nur Follower befriedigen möchte, sondern dich auf (meine) vorliegende(n) Argumente zu konzentrieren, könnte das noch eine konstruktive Diskussion werden.

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